
Für andere da sein:
Helfen, Heilen, Pflegen
Du stehst gerne in Kontakt mit Menschen und soziale Beziehungen sind dir wichtig? Du freust dich, wenn du Menschen helfen und sie unterstützen kannst? Du hast jeden Tag Lust auf neue Herausforderungen in einem zukunftssicheren Job? Dann kann eine Ausbildung im sozialen Bereich deine berufliche Erfüllung sein. Du kannst zwischen Berufen mit einem pflegenden, medizinischen, psychologischen oder pädagogischen Schwerpunkt wählen und durch dein soziales Engagement gleichzeitig einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leisten. Du kannst Menschen in unterschiedlichen Lebensphasen begleiten und eine wichtige Bezugsperson für sie werden, beispielsweise als ErzieherIn oder AltenpflegerIn – diese Branche bringt dich mit den unterschiedlichsten Menschen zusammen. Die Ausbildungsmöglichkeiten in sozialen Berufen sind vielfältig. Du kannst eine schulische Ausbildung machen, beispielsweise als Sozialpädagogische AssistentIn. Dabei wird deine schulische Ausbildung durch Praktika ergänzt. Oder du machst eine betriebliche Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten. Auch ein Studium qualifiziert dich für viele soziale Berufe, zum Beispiel das Studium der Sozialen Arbeit oder ein Lehramtsstudium. Hier findest du weitere Infos über die verschiedenen Ausbildungsmöglichkeiten in sozialen Berufen:
www.aubi-plus.de/berufe/thema/soziale-berufe-ausbildung-im-sozialen-bereich-10/
www.ausbildung.de/berufe/themen/soziale/
www.caritas.de/fuerprofis/arbeitenbeidercaritas/sozialeberufe/sozialeberufe
Interview mit Julia (Heilerziehungspflegerin)
Liebe Julia, du machst gerade deine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin. Was für eine Ausbildung ist das?
Als Heilerziehungspflegerin geht es darum, Menschen mit Handicap zu begleiten und sie zu unterstützen, Anteil zu haben an allen Bereichen des Lebens, wie Kindergarten, Schule, Wohnen, Arbeiten, Freizeit. Die Ausbildung an der Fachschule Nord ist dual aufgebaut: 3 Tage Praxis, 2 Tage Berufsschule. Mein Praxisort ist ein Förderzentrum. Dort unterstütze ich Kinder mit körperlichen und geistigen Behinderungen im Schulalltag, z.B. indem ich den Rollstuhl schiebe, im Unterricht helfe und Einzelförderung mache.
Warum hast du dich für diese Ausbildung entschieden?
Ich habe in meinem Freiwilligen Sozialen Jahr dort viel Freude mit den Kindern gehabt, sodass ich nach dem FSJ sicher war, dass ich in dem Bereich bleiben möchte.
Was macht dir am meisten Freude in deiner Ausbildung?
Am besten gefällt mir der Umgang mit den Kindern, ihre Entwicklung zu sehen. Bei uns ist kein Tag gleich. Die Aufgaben sind sehr vielfältig: Wir lernen, spielen, tanzen, singen, basteln, essen und arbeiten gemeinsam.
Wie würdest du andere überzeugen, ebenfalls deine Ausbildung zu machen?
Man muss sich aus einem Gefühl heraus für diese Ausbildung entscheiden. Ich würde daher mehr Menschen dazu animieren, ein Freiwilliges Soziales Jahr zu machen oder einfach mal in die Arbeit hineinzuschnuppern.
Was gefällt dir besonders an der anthroposophischen Orientierung deiner Ausbildung?
In der anthroposophischen Waldorfpädagogik geht es darum, das Individuelle eines Menschen, was vielleicht noch in ihm schlummert, zur Entfaltung zu bringen. In der Theorie geht es um Medizin, Pflege, rechtliche Fragen und Pädagogik. Beachtet wird auch unsere eigene Persönlichkeitsentwicklung, um sich selbst besser kennenzulernen und an sich arbeiten zu können. Dabei helfen auch die künstlerischen Fächer: Malen, Zeichnen, Plastizieren, Schnitzen oder Sprachtraining. Mir gefallen vor allem die Vielseitigkeit und die Abwechslung daran.
Mal aus deiner Sicht, welche Charaktereigenschaften sollte man für diesen Beruf mitbringen?
Man sollte viel Einfühlungsvermögen mitbringen, frei von Vorurteilen und ohne Mitleid, mit Neugier auf Menschen zugehen können. Humor ist sehr wichtig. Wenn z.B. ein Kind lieber spielen möchte, als Unterricht zu machen, hilft oft ein lustiger Spruch mehr als eine strenge Aufforderung. Man sollte Freude daran haben, sich immer wieder neu auf Kinder einzustellen, spontan eine Spielidee zu entwickeln oder einen völlig neuen Weg zu finden, ein Kind zu motivieren.
Gab es eine persönliche Förderung für dich?
In dieser Ausbildung gehören Theorie und Praxis eng zusammen. Es gibt viele Gespräche über die praktische Arbeit und zu persönlichen Entwicklungsaufgaben für mich. Praxis und Theorie werden auch gezielt in Projekten vernetzt. Ich habe z.B. eine Weile montags mit der Klasse Brötchen gebacken. Praktisch geht es darum, wie man das Backen anleitet. Die Theorie dazu erklärt, was das Backen fördern kann,
welche Sinne es anspricht, usw.
Lass uns bitte einmal in deinen Ausbildungsalltag reinschnuppern.
Ich betreue ein elfjähriges Mädchen und bin an ihrer Seite: an der Garderobe, in der Klasse beim Morgenkreis (Welcher Tag ist heute? Was steht heute an?), im bewegten Teil mit Tanz, Kreisspielen, Gesang, im Unterricht. Wir frühstücken alle gemeinsam. Ich helfe dem Mädchen bei ihrer Aufgabe, die Brettchen zu verteilen. Beim Frühstück assistiere ich. Im Bad wechsle ich die Windel und erinnere ans Händewaschen. In der Pausenaufsicht bringe ich manchmal neue Spielideen ein oder schlichte Streit. Nach der Pause folgen künstlerische Fächer. Dienstags leite ich die Handarbeit und bin einmal die ‚Lehrerin‘. Momentan stricken wir mit den Fingern Arme für TintenfischKuscheltiere. Um 15 Uhr geht es wieder in den Schulbus. Einmal die Woche ist im Anschluss noch eine Teambesprechung.
In helfenden Berufen besteht die Gefahr, dass man sich über seine Kräfte hinaus engagiert, hast du gelernt, dich da zu schützen?
Für mich sind Natur und Spaziergänge mit meinem Hund ein wichtiger Ausgleich. Besonders hilfreich ist es, sich im Team offen auszutauschen und auch zu sagen, wie man sich fühlt. Dann kann man ein belastendes Thema besser loslassen.
Danke, Julia, für das gute informative Gespräch!